Die Wahl der Therapie bei Leberkrebs hängt unter anderem davon ab, wie weit der Tumor sich bereits entwickelt hat, dem Alter des Patienten und dem Zustand der Leber. Zur Therapie von Leberkrebs kann z. B. eine Lebertransplantation, eine operative Entfernung des Tumors oder eine Radiofrequenz-Ablation durchgeführt werden. Weitere Verfahren bei Leberkrebs sind die transarterielle Chemoembolisation und der Einsatz bestimmter Medikamente.
Eine operative Entfernung des Tumors ist die Therapie der Wahl bei Leberkrebs, besonders bei einzelnen, gut abgegrenzten Krebsgeschwüren. Im Rahmen einer solchen Tumorresektion werden der Tumor und das angrenzende Gewebe entnommen. Es kann auch ein Teil der Leber entfernt werden (Leberteilresektion). Dadurch, dass man einen großen Sicherheitsabstand einhält, also angrenzendes Gewebe mit entnimmt, soll gewährleistet werden, dass der Tumor vollständig entnommen wird und keine Tumorzellen im Körper verbleiben. Meist wird ca. 2 cm gesundes Gewebe um den Tumor herum mit herausgeschnitten. Vor allem bei kleinen Krebsgeschwüren im Frühstadium von Leberkrebs und Patienten, bei denen keine Leberzirrhose vorliegt, ist eine operative Entfernung des Tumors in der Regel eine gute Therapieoption.
Eine Lebertransplantation kommt zur Therapie von Leberkrebs vor allem dann infrage, wenn infolge einer Leberzirrhose bei einer operativen Tumorentfernung nicht mehr genug gesundes Lebergewebe erhalten bleiben würde, um die Funktion der Leber aufrechtzuhalten. Daher wird diese Maßnahme Betroffenen mit Leberzirrhose besonders empfohlen. Für eine Lebertransplantation bei Leberkrebs müssen allerdings bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit der Patient eine Spenderleber erhält. Dabei handelt es sich um die sogenannten Mailand-Kriterien:
Eine Lebertransplantation gilt als schwierige und vor allem belastende Operation. Der Patient muss mit gewissen Einschränkungen und Konsequenzen rechnen. So ist z. B. das Risiko für Infektionen und schwere Blutungen erhöht. Patienten mit Leberkrebs, die für eine Lebertransplantation infrage kommen, wird empfohlen, sich in ein spezialisiertes Transplantationszentrum zu begeben.
Die Radiofrequenz-Ablation ist ein Verfahren, bei dem das Krebsgeschwür durch das Einbringen großer Hitze zerstört werden soll. Eine Sonde wird zu diesem Zweck unmittelbar in die Tumorherde eingeführt. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für Tumoren mit einem maximalen Durchmesser von 3–5 cm. Mit Wechselstrom wird eine große Hitze von über 100 °C erzeugt, mit der die Krebszellen richtiggehend verkocht werden sollen. Die Sonde selbst wird dabei aber nicht heiß, auch bemerkt man die Hitze im Lebergewebe nicht. Für die Radiofrequenz-Ablation bei Leberkrebs stehen drei mögliche Verfahren zu Wahl:
Welches Verfahren gewählt wird, ist nicht zuletzt abhängig von der Lokalisation der Tumorherde, aber auch von den spezifischen Erfahrungen des Arztes. Eine Radiofrequenz-Ablation sollte in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt werden. Weitere ablative Verfahren wie hochfrequenter Ultraschall (HIFUS) oder Mikrowellenablation (MWA) werden laut Leitlinie nicht als Standard bei der Therapie von Leberkrebs angesehen.
Bei der transarteriellen Chemoembolisation (TACE) wird ein Katheter bis in die Leberarterie gelegt. Durch diesen Katheter wird ein Chemotherapeutikum verabreicht, das dafür sorgt, dass sich die Tumorzellen in der Leber nicht mehr teilen. Außerdem wird mithilfe kleiner Kunststoffteilchen für eine Verstopfung des Gefäßes gesorgt, das für die Blutzufuhr des Tumors zuständig ist. Die Tumorzellen erhalten dann keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr und sterben ab. Die Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen sollten vier bis zwölf Wochen betragen. Verzichtet man auf das Chemotherapeutikum wird dieses Verfahren als transarterielle Embolisation (TAE) bezeichnet. Eine transarterielle Chemoembolisation wird zur Therapie von Leberkrebs meist dann eingesetzt, wenn keine Fernmetastasen vorliegen, sehr viele Tumorherde zu finden sind oder der Tumor nicht operativ entfernt werden kann und eine Radiofrequenz-Ablation nicht infrage kommt.
Medikamentöse Therapien bei Leberkrebs sollen das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und werden meist dann eingesetzt, wenn der Tumor sich bereits auf umliegendes Gewebe ausgebreitet hat oder Fernmetastasen vorliegen. Es gibt inzwischen Medikamente, die auf verschiedene Weise in die Signale eingreifen, die im Stoffwechsel des Tumors geschehen. Man nennt diese Arzneimittel Target-Medikamente. Sie sollen zielgerichtet das Wachstum des Tumors unterbinden. Für Leberkrebs wurde 2007 ein Tyrosinkinasehemmer zugelassen, der sowohl der Zellteilung entgegenwirkt als auch die Blutversorgung der Tumorzellen behindert.
Fedor Singer